Inhaltsverzeichnis
Vorwort
Es begann im Jahre 1919! War es damals die gute alte Fußballzeit, oder ist es die heutige Zeit, in der wir leben, die uns den schönsten Fußball bringt? Wie wird der Fußball im Jahre 2000 aussehen? Werden die Fußballer vielleicht bis dahin von einem Trainer- Computer gesteuert? Fragen über Fragen, die wir, wenn die Zeit hinter uns liegt, zu beantworten vermögen. Wehe aber, wenn man uns fragt, wie es in der Zukunft aussehen wird. Dann müssen wir resigniert passen und der vor uns liegenden Zeit die Geschehnisse überlassen. Auf jeden Fall wird es immer so bleiben, dass jeder seine Zeit als die ansieht, in der der schönste und beste Fußball gespielt wurde. Klar dürfte eines sein: Das Fußballspiel wurde noch nie so kraftvoll und athletisch ausgeübt, wie in der heutigen Zeit. Welcher gewaltige Wandel hat sich doch vollzogen vom Jahre 1919, als man in Sonnenberg mit dem Fußballspielen in den Kinderschuhen steckte, bis heute. Diese Zeit, nämlich die zurückliegenden 90 Jahre der Spielvereinigung zu beleuchten, soll unsere Aufgabe sein.
1912 Fußball vor der Gründung
Fußball wurde bereits seit dem Jahre 1912 in Sonnenberg gespielt. Man traf sich jedoch nur unregelmäßig und manchmal auch nur zufällig. Man gehörte weder einem Verein noch irgendeinem Verband an. Alles war nur sehr lose und auch nicht richtig organisiert. Ob die Gründungsjahre der Spielvereinigung vielleicht früher liegen würden, wenn der erste Weltkrieg nicht gekommen wäre? Wer vermag das heute mit Sicherheit zu sagen? Auf jeden Fall verdarben die Kriegsjahre natürlich auch hier sehr viel.
1919 das Gründungsjahr
Wie war es also im Jahre 1919? Die Wirren des Ersten Weltkrieges lagen noch wie ein Schatten über der Bevölkerung, als sich hier und da wieder die ersten Fußballpioniere zusammensetzten, um die Schrecken des Krieges mit der Ausübung ihres geliebten Fußballsports zu vergessen. Auf jeden Fall sind wir heute heilfroh, dass es schon ein Jahr nach Kriegsende Männer gab, die den erforderlichen Idealismus aufbrachten und unter den größten Opfern einen neuen Verein ins Leben riefen. Relativ spät – so wollen wir meinen – wurde der Fußball in Sonnenberg geweckt, denn es war ja wohl die Jahrhundertwende, die uns den Fußball in Deutschland bescherte.
Importiert war dieser Sport aus dem Fußballmutterland England. Es waren nicht nur die Folgen des Krieges, die in Sonnenberg zu überwinden waren. Nein, es gab auch eine Menge Gegner des „Kick-and-rush“-Sports, wie ihn die Engländer bezeichneten. Auch diese Leute musste man überzeugen oder zumindest „bekehren“, in ihrer abfälligen Meinung etwas zurückzustecken. Schließlich war es also soweit. 1919 Es war an einem Sonntag, nämlich dem 4. Juni 1919, als sich einige Fußballfreunde im Gasthaus „Zum Philippstal“ in Sonnenberg, das damals noch von der Familie Franzke geführt wurde, einfanden, um ihrer Idee Gestalt zu verleihen. Sie gründeten die Spielvereinigung Sonnenberg. Als Vorbild hatten sie die Spielvereinigung Fürth im Auge, die damals zusammen mit dem Karlsruher Fußballverein den guten Fußball in Deutschland repräsentierte.
Als Gründer sind verzeichnet: Adolf Lind, Paul End, Karl Dauer, Ludwig Martin, Hermann Dörr, Albert Scherer, Walter Brust, Adolf Dankoff, Heinrich Pfeiffer, Wilhelm Born, Adolf Arnold und Adolf Fischer.
Zum allerersten Vorsitzenden des Vereins wählte man den Sportkameraden Adolf Lind, der in den nächsten Jahren die Geschicke des Vereins in seinen Händen hielt. Unter den größten finanziellen Opfern beschaffte man die ersten Sportausrüstungsgegenstände, denn die damaligen Jahre sind in keiner Weise mit den heutigen wirtschaftlichen Verhältnissen zu vergleichen. An einem Sportplatz mangelte es schon immer in Sonnenberg und so musste man – wohl oder übel – sich entschließen, auf den Fichten in Wiesbaden-Bierstadt die ersten fußballerischen Gehversuche als neuer Verein zu machen. Die „Alten“ von damals erzählen heute noch gern, dass man die Torbalken, und was sonst noch dazu gehörte, zu jedem Spiel mitnehmen musste. Man stellte sie auf und baute sie nach dem Spiel wieder ab. Ließ man sie stehen, so lief man Gefahr, dass sie beim nächsten Spiel abgesägt waren. Dieses Manko konnte man natürlich nicht in Kauf nehmen. Die gute alte Fußballzeit! Der Chronist will es auch nicht versäumen, die allererste Mannschaft zu verzeichnen, die die Spielvereinigung hatte.
Hier ist sie: Adolf Arnold, Adolf Lind, Ludwig Martin, Adolf Fischer, Adolf Dankoff, Wilhelm Hendler, Hermann Dörr, Albert Scherer, Paul End, Walter Brust, Karl Scherer.
1920 – 1922
Die ersten zwei Jahre verbrachte man spielenderweise auf den Bierstadter Fichten. Sie mögen tatsächlich als die gute alte Zeit angemutet haben, wenn man die folgenden beiden Jahre betrachtet. Man musste nämlich von dem herrlichen Stadion „Fichten“ auf einen notdürftig hergerichteten Acker neben der heutigen Gärtnerei Zöller umziehen. Auf diesem wurden weitere zwei Jahre gekickt, ohne dass man sich den Mut rauben ließ. Es ist deshalb beinahe wie ein kleines Wunder zu bezeichnen, dass trotz dieser misslichen Verhältnisse in der Saison 1921/1922 die Meisterschaft der B-Klasse Wiesbaden errungen wurde. Ein beachtlicher Erfolg!
1924 – 1938
Im Jahre 1924 schloss man sich mit Rambach zusammen und nannte sich von da ab Fußballverein Sonnenberg-Rambach. Der klassenhöhere Verein war Sonnenberg, denn die wackeren Mannen spielten immer noch in der A-Klasse. Veranlassung zu diesem Zusammenschluss gab der chronische Platzmangel in Sonnenberg. Zu den Auswärtsspielen fuhren die Spieler mit Fahrrädern. Andere Verkehrsmittel waren entweder nicht vorhanden oder viel zu teuer. Nichts war seinerzeit verbreiteter als die Arbeitslosigkeit, die vor keinem Halt machte und natürlich auch die Fußballer schwer traf. 1928/1929 Schiedsrichter in den Jahren 1928 und 1929 wurden Paul End und Karl Sauer. 1933 Im Jahre 1933 wurde der Verein Pokalsieger der Kreisklasse Wiesbaden. So spielte man mit wechselndem Erfolg weiter auf dem Rambacher Sportplatz, bis der Ausbruch des zweiten Weltkrieges 1939 die völlige Einstellung des Spielbetriebes brachte. Die schrecklichen Jahre des Krieges rissen natürlich große Lücken in die Reihen der damaligen Spieler und Mitglieder.
1945-1951
Nach Kriegsende 1945 trennte man sich von Rambach und wurde eine Abteilung der Turn- und Sportgemeinde Sonnenberg, da nach den esetzen der amerikanischen Militärregierung nur jeweils ein Sportverein in einem Ortsteil bestehen durfte. Auch in diesen Jahren hatte man immer noch keinen Sportplatz, und der Spielbetrieb wickelte sich nach wie vor in Rambach ab. Das tat jedoch der Spielfreude keinen Abbruch. Es war das Jahr 1948, als sich die seitherige Fußballabteilung der Turn und Sportgemeinde von dieser löste und von da ab als selbständiger Verein den Namen „Spielvereinigung 1919 Wiesbaden-Sonnenberg“ führte. So erfolgte dann auch die Eintragung in das Vereinsregister des Amtsgerichts Wiesbaden. Es begann für den Verein eine sehr betriebsame und arbeitsreiche Zeit. Diese Jahre sind unlösbar verbunden mit den Namen Walter Wintermeyer und Wilhelm Dörr. Unter ihrer Regie entschloss sich die damalige Vereinsführung endlich in Sonnenberg einen Sportplatz zu schaffen, und zwar in Selbsthilfe. Ein gewaltiges Projekt wurde begonnen mit einem Idealismus, der seinesgleichen suchte. Als geeignetes Gelände hatte man den „Spitzkippel“ auserwählt, der auch später dem Sportplatz seinen Namen gab. Es wurde eine Sportplatz- Interessengemeinschaft gegründet, die verantwortlich zeichnete für den Bau des Platzes in den Jahren 1948 bis 1951. Ihr gehörten außer der Spielvereinigung noch weitere sechs Ortsvereine an. In den vier Jahren des Baus wurden insgesamt 12 062 freiwillige Arbeitsstunden geleistet, wovon allein 10 900 auf die Mitglieder der Spielvereinigung entfielen. Wenn man bedenkt, dass sich diese Sportplatzpioniere Abend für Abend nach der wöchentlichen normalen Arbeitszeit und natürlich auch samstags einfanden, um den Platz zu bearbeiten, so hat man heute dafür nur noch ein ungläubiges Staunen.
1951 der Sportplatz entsteht
Im Jahre 1951 war es dann soweit: Sonnenberg hatte einen eigenen Sportplatz für seine Sportler. Auch in der Folgezeit waren die betriebsamen Mitglieder nicht untätig. Es wurden Sitzbänke und ein Holmengeländer erstellt und eine Toilettenanlage gebaut. Aus einer ehemaligen Baracke schuf man ein provisorisches Vereinsheim, das dann später in fester Form erbaut wurde, so, wie es sich heute dem Beschauer und Besucher präsentiert. Auch Umkleide- und Waschanlagen für die Spieler kamen hinzu. Bei allen Arbeiten trat uns in erster Linie die Stadt Wiesbaden und natürlich, jedoch in begrenzter Form, das Land Hessen finanziell hilfreich zur Seite. Nachdem wir nun in Sonnenberg vor heimischem Publikum spielen konnten, stellten sich auch die sportlichen Erfolge ein.
1953-1959
Die erste Mannschaft wurde im Spieljahr 1953/54 mit 32:0 Punkten ungeschlagen Meister der B-Klasse Wiesbaden. Drei Jahre spielten wir dann in der A-Klasse Wiesbaden/Rheingau. In einem äußerst spannenden Endspurt wurde in der Verbandsspielsaison 1956/57 die Meisterschaft der AKlasse Wiesbaden errungen. Es ergab sich dabei die groteske Situation, dass im letzten Verbandsspiel noch drei Vereine Meister werden konnten, nämlich Geisenheim, Erbenheim und Sonnenberg. Schließlich schafften wir es durch einen 4:1 Sieg zuhause gegen Kiedrich. Zwei Jahre spielten wir dann in der II. Amateurliga Wiesbaden/Rheingau/Limburg. Im Jahre 1959 mussten wir leider wieder aus dieser Klasse absteigen und dies auch nur durch eine knappe Niederlage in einem Entscheidungsspiel gegen Hochheim. Seit dieser Zeit gehören wir der AKlasse an.
1960-1968
Die zweite Mannschaft nahm seit jeher hervorragende Plätze ein. Sehr oft stand sie sogar auf dem Siegespodest ihrer Klasse. Auf jeden Fall war sie immer im vorderen Drittel der Tabelle zu finden. Sie hat sich damit weit über die Grenzen Wiesbadens hinaus den Ruf einer schlagkräftigen und technisch guten Mannschaft erworben. Fairnesspreise gab es für die erste und zweite Mannschaft im ersten Jahr der Zugehörigkeit zur II. Amateurliga. Seit Jahren ist auch noch eine dritte Mannschaft in unserem Verein spielerisch tätig und schlägt sich mit wechselndem Erfolg durch die Runden. In neuerer Zeit ist weiterhin eine Junioren- Mannschaft gebildet, die an Rundenspielen mit beachtlichen Erfolgen teilnimmt. Unsere Alte-Herren-Mannschaft kann nun auf ein fünfjähriges Bestehen zurückblicken, nachdem wir früher bereits einmal eine AH-Mannschaft hatten. Die beste Saison hatten die „alten Kämpen“ im Spieljahr 1968. Unvergesslich wird allen Teilnehmern die 5-Tagesreise in die Schweiz bleiben. Während in den früheren Jahren die Trainer Karl Habermann und Günther Herbertz mit ihren Mannschaften die spielerischen Akzente setzten, sind es in den letzten Jahren Namen wie Wolfgang Elze und Gerhard Hummel, die eng mit den Erfolgen der aktiven Mannschaften verbunden sind.
1961 Gründung der Faustballmannschaft
Im Mai 1961 wurde eine Faustballabteilung gegründet, die sich unserem Verein anschloss. Sie setzt sich zusammen aus Angehörigen des Bundeskriminalamts in Wiesbaden und wurde in den Anfangsjahren geleitet von dem Sportkameraden Ludwig Mohrbacher, der sich um die Gründung dieser Abteilung viele Verdienste erwarb. In der letzten Zeit werden die aktiven Faustballer in hervorragender Weise betreut von den Sportkameraden Stefan Schmid und Franz Harant. Besonders die Mannschaft der Altersklasse über 40 Jahre hat in den Jahren ihrer Zugehörigkeit zu unserem Verein ausgezeichnete Erfolge erzielt. Die Harmonie zwischen Fuß- und Faustballern kann nur als bestens bezeichnet werden.
1969 Jubiläum „50 Jahre Spielvereinigung Sonnenberg“
Im Jubiläumsjahr beschäftigt die Spielvereinigung die folgenden Mannschaften: 1. Mannschaft, A-Jugend, 2. Mannschaft, B-Jugend, 3. Mannschaft, C 1 Jugend, Junioren-Mannschaft, C II Jugend, Alte-Herren-Mannschaft und 2 Faustballmannschaften. Insgesamt sind es 92 Senioren- und etwa 50 Jugendspieler, die seitens des Vereins betreut sein wollen. Die Faustballabteilung umfasst 26 aktive Sportler. Weil wir gerade bei dem Thema „Betreuung“ sind: Der Verein hatte immer sehr einfallsreiche und erfolgreiche Vereinsvorstände, die keine Arbeit und Mühe scheuten, ihre Mitglieder und Spieler gut zu leiten und zu betreuen. Insgesamt sind es 21 Vorstandsmitglieder, die sich „Vereinssorgen“ um das Wohl und Wehe ihrer Leute machen. Möge es immer so bleiben, dass sich genügend Idealisten finden, die in unserem Verein noch etwas leisten wollen. Damit hat sich der Kreis von der Gründung des Vereins bis heute geschlossen. Wir versuchten, einen Überblick zu geben, was sich in den nunmehr abgelaufenen 50 Jahren im Verein ereignet hatte. Wir haben uns dabei auf das wesentlichste beschränkt, glauben aber trotzdem, die Vereinsgeschichte dem Leser etwas nähergebracht zu haben.
Walter Best